PATRIZIA Child Care Porayar, Indien
Im Sommer 2019 wurde das PATRIZIA Child Care Porayar in Südindien eröffnet. Das neue Mädchenwohnheim beherbergt aktuell 240 bedürftige Mädchen im Alter von fünf bis 17 Jahren. Die Kinder und jungen Frauen kommen ausnahmslos aus armen und familiär schwierigen Verhältnissen. Viele von ihnen sind Halb- oder Vollwaisen.
Für das PATRIZIA Child Care Porayar entstand ein zweistöckiger Neubau mit sanitären Anlagen nach westlichem Standard. Das Wohnheim gewährt den Mädchen ein sicheres Zuhause mit familiärem Umfeld, festen Strukturen und Verantwortlichkeiten. Der riesige Innenhof mit großem Spielplatz bietet viel Platz zum Spielen und Toben. Zu gemeinsamen Aktivitäten kommen sie zudem mehrmals täglich im Speisesaal zusammen. Und der neu angelegte Garten liefert dank des fruchtbaren Bodens in Porayar reichhaltiges gesundes Essen für die Mädchen.
Doch es reichte nicht. Um ihrer Tochter eine gute Ausbildung ermöglichen zu können, schickte ihre Mutter die heute 16-Jährige (2020) ins Mädchenwohnheim PATRIZIA Child Care Porayar. Hier werden Mädchen aufgenommen, deren Bedürftigkeit nachgewiesen werden kann. Padmavathi verstand, dass dies ihr Weg aus der Armut sein kann. Aktuell besucht sie die 11. Klasse, sie ist fleißig und lernt besonders gern Englisch.
Padmavathi freut sich, dass sie im Mädchenwohnheim Freundinnen hat, mit denen sie spielen und ihr Leben teilen kann. Hier hat sie neben einem behüteten Dach über dem Kopf, regelmäßige Mahlzeiten und die Chance, mit ihrem Wissen zu einer selbstbewussten und unabhängigen Frau heranzuwachsen. Und sie weiß genau, was sie will: Wenn Padmavathi fertig mit der Schule ist, möchte sie studieren und Ingenieurin werden.
Sabine Schillinger-Köhne, Patin
Sabine Schillnger-Köhne, Patin des PATRIZIA Child Care Porayar
Der Bau einer neuen Unterkunft war notwendig geworden, nachdem das alte Gebäude von Termiten befallen war, weswegen der Schule drohte, die Betriebserlaubnis für das Wohnheim zu verlieren. An dieser Stelle kam die PATRIZIA Foundation ins Spiel und errichtete das neue Heim. Aktuell finden dort bereits 240 Mädchen Schutz und Geborgenheit in dem Wohnheim, das auf längere Sicht Platz für knapp 280 junge Frauen bietet.
Keine Selbstverständlichkeit: Schulische Ausbildung
Die direkt angrenzende Schule ermöglicht den Mädchen zudem eine Schulbildung und damit die Chance auf eine selbstbestimmte, bessere Zukunft. Das ist durchaus etwas Besonderes. In Indien werden Mädchen immer noch stark diskriminiert: Gerade arme Familien ermöglichen oft nur ihren Söhnen den Besuch einer Schule.
Im PATRIZIA Child Care Porayar geht man noch einen Schritt weiter: Ein Wachmann des Wohnheims begleitet die älteren Mädchen auf dem Weg in die nächste Stadt, wo sie die oberen beiden Klassenstufen besuchen. So wird den jüngeren und älteren Mädchen gleichermaßen der Schulbesuch und ein sicherer Schulweg ermöglicht.
Starke Partnerschaft mit ELM
Projektpartner der PATRIZIA Foundation ist mit diesem Projekt erstmals das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen (ELM). Als gemeinsame Partnerkirche in Porayar betreibt die Tamilische Evangelisch-Lutherische Kirche (TELC) das Kinderheim seit 1994. Die Leiterin, Dr. Kartharinal Punithavathy, und ihre 13 Mitarbeiterinnen erziehen die Mädchen aller Konfessionen nach christlichen Werten, jedoch ohne strenges Dogma. Ziel ist, die Mädchen auf ihrem Weg zum Schulabschluss mit anschließender Ausbildung oder universitärer Ausbildung zu begleiten.
Sehen Sie sich das Video zum Projekt an. Lesen Sie auch Padmavathis Glücksgeschichte und den Reisebericht von Sabine Schillinger-Köhne.
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Erfahren Sie mehr über das PATRIZIA Child Care Porayar
Padmavathis Glücksgeschichte
Mit 1,3 Milliarden Einwohnern ist Indien die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt. Sie ist geprägt von vielen unterschiedlichen Religionen, Sprachen, Lebensumständen und Weltanschauungen. Einer wachsenden Ober- und Mittelschicht stehen viele Millionen Bürger entgegen, die von weniger als 2 Dollar am Tag leben. Ihre Kinder wachsen in bitterer Armut auf. So auch Padmavathi, deren Leben unverhofft eine positive Wendung nahm.
Padmavathis Vater hat die Familie früh verlassen. Ihre Mutter versuchte, mit dem Sammeln und Verkauf von Müll sie und ihren Bruder ernähren.
Doch es reichte nicht. Um ihrer Tochter eine gute Ausbildung ermöglichen zu können, schickte ihre Mutter die heute 16-Jährige (2020) ins Mädchenwohnheim PATRIZIA Child Care Porayar. Hier werden Mädchen aufgenommen, deren Bedürftigkeit nachgewiesen werden kann. Padmavathi verstand, dass dies ihr Weg aus der Armut sein kann. Aktuell besucht sie die 11. Klasse, sie ist fleißig und lernt besonders gern Englisch.
Padmavathi freut sich, dass sie im Mädchenwohnheim Freundinnen hat, mit denen sie spielen und ihr Leben teilen kann. Hier hat sie neben einem behüteten Dach über dem Kopf, regelmäßige Mahlzeiten und die Chance, mit ihrem Wissen zu einer selbstbewussten und unabhängigen Frau heranzuwachsen. Und sie weiß genau, was sie will: Wenn Padmavathi fertig mit der Schule ist, möchte sie studieren und Ingenieurin werden.
Reisebericht von Sabine Schillinger-Köhne (Juni 2019)
Mit Herzlichkeit und Freude zum Ziel
„Mädchen großzuziehen ist so, wie wenn man den Garten des Nachbarn wässert.“ So besagt es ein indisches Sprichwort. Leider bringt es nach wie vor die Stellung der Mädchen und Frauen in großen Teilen des bevölkerungsreichen südasiatischen Staats drastisch und deutlich auf den Punkt. Genau deshalb ist die Arbeit der PATRIZIA Foundation hier so wichtig. Anlässlich der Eröffnung des 17. Children Center hat sich die Projektreisende Sabine Schillinger-Köhne ein eigenes Bild vom PATRIZIA Child Care Porayar und dem Leben in Indien gemacht. Hier berichtet sie von ihren Eindrücken.
Überwältigend: Unser Empfang im Child Care Porayar
Mittags in der Kantine
Vom ersten Tag an bin ich begeistert, wie herzlich und freundlich der Ton im Wohnheim ist. Die 13 Mitarbeiterinnen begegnen den aktuell rund 240 Mädchen im Alter von fünf bis 17 Jahren auf Augenhöhe. Sie geben den jungen Frauen aller Konfessionen Selbstvertrauen, verteilen Aufgaben und Pflichten im Gruppengefüge und begleiten sie auf dem schulischen Weg in eine Ausbildung. Viele Mädchen besuchen die direkt angrenzende Schule. Ein Wachmann des Wohnheims begleitet die älteren Mädchen auf dem Weg in die nächste Stadt, wo sie die oberen beiden Klassenstufen besuchen. Alltägliche Aufgaben wie selbstständiges Wäschewaschen und Teller spülen helfen den jungen Bewohnerinnen, Verantwortung zu übernehmen. Zugleich können sie sich auf dem großen Platz hinter dem Wohnheim und auf dem Spielplatz auch einfach austoben.
In Porayar arbeiten wir das erste Mal mit dem Projektpartner ELM – dem Evangelisch-lutherischen Missionswerk in Niedersachsen – und ihrem lokalen Partner TELC (Evangelisch Lutherische Tamilkirche) zusammen. Unsere Ansprechpartnerin Ute Penzel von ELM ist mit dem Projekt sehr verbunden und hat selbst jahrelang in Indien gelebt. Bei meinem Vor-Ort-Besuch steht sie mir jederzeit zur Seite, um einen tieferen Einblick in den Alltag der Mädchen zu bekommen.
Stellung der Frau in Indien
Als Frau ist es mir ein Anliegen, das Thema `Stellung der Frau in der indischen Gesellschaft` zu beleuchten. Wir alle kennen die alarmierenden Zahlen von verstoßenen, vergewaltigten und abgetriebenen Mädchen in Indien. Durch Gespräche mit den Verantwortlichen und den Mädchen selbst erfahre ich in den Tagen vor Ort viele Einzelschicksale. Genau deshalb unterstützen wir mit dem PATRIZIA Child Care genau diejenigen, die unsere Hilfe am dringendsten benötigen.
Welcome-Party mit mehr als 200 Gästen
Unser Empfang ist überwältigend: Spalier stehende Mädchen, Fähnchen und tosender Applaus erwarten Ute Penzel und mich bei unserer Ankunft am Mädchenwohnheim. Die Heimleiterin Dr. Kartharinal Punithavathy heißt uns sehr herzlich willkommen. Im großen Versammlungssaal begrüße ich die Mädchen offiziell und berichte, wie wir bei der PATRIZIA Foundation weltweit „Gemeinsam Zukunft bauen“.
Die Geburtstagstorte wird mit allen geteilt
Jemand muss den Mädchen von meinem heutigen Geburtstag verraten haben, denn es folgt eine riesige Geburtstagstorte und on top bekomme ich einen Sari geschenkt. Wow, von so viel Herzlichkeit bin ich tief beeindruckt!Wir schneiden die Torte in viele kleine Stücke und verteilen fleißig, um alle glücklich zu machen. Nach dem offiziellen Teil scharen sich die Mädchen interessiert um mich und überschütten mich mit Fragen. Neben Englisch verständigen wir uns mit Händen und Füßen, es klappt wunderbar.
Schulunterricht in der angrenzenden Schule
Am nächsten Tag haben wir die Möglichkeit, den Kindern in der Schule einen Besuch abzustatten. Wir erfahren, was gerade auf dem Lehrplan steht. Im Anschluss essen wir gemeinsam in der großen Küche des Wohnheims. Ich lerne die indische Küche in ihrer ganzen Vielfalt kennen. Einmal die Woche bekommen die Mädchen Fisch und Fleisch, sonst ernähren sie sich vegetarisch. Wie in Indien üblich, essen wir alle mit der rechten Hand.
Der PATRIZIA Foundation ist es wichtig, in den Alltag der Mädchen einzutauchen. Also nutze ich die gemeinsame freie Zeit am Nachmittag, um auf dem großen Platz beim Wohnheim mit den Mädchen zu spielen. So lerne ich, dass Brennball hier Crocodile heißt und dass viele Spiele kultur- und länderübergreifend beliebt sind. Wie auch die Themen Nagellack und Modeschmuck, wobei ich als Mutter von drei Jungs eventuell nicht die beste Beratung für die Mädchen bin.
Bereits mit Sonnenaufgang haben wir nach einem indischen Ritual Milch im traditionellen Kochtopf zum Überkochen gebracht und mit zahlreichen Gewürzen verfeinert, um der Hauseröffnung Glück zu bringen. Im Anschluss wird der Topf mit Blumen verziert und bemalt.
Ab fünf Uhr morgens schälen viele Helfer im Innenhof des Mädchenwohnheims die Zutaten für das abendliche Essen: Erbsen, Bohnen und bohnenähnliche Drumsticks werden zu unterschiedlichen Soßen und Dips verarbeitet, um sie anschließend von traditionellen Bananenblättern mit Reis zu essen. Mit zahlreichen Gästen aus der Region, Repräsentanten der hiesigen Tamilkirche sowie dem verantwortlichen Administrator startet die offizielle Eröffnung. Die Mädchen führen fröhliche Tänze mit landestypischem Gesang auf und zahlreiche Redner kommen zu Wort. In meiner Ansprache betone ich das positive Signal, das die Eröffnung für die Mädchen bedeutet und wie wichtig die Investition für ihre Zukunft ist.
Patin Sabine Schillinger-Köhne eröffnet feierlich das PATRIZIA Child Care Porayar
Das dürfte die Mädchen darin bestärken, was sie mir bereits vermitteln konnten: Es sind nicht die Umstände, die entscheiden, ob das Leben gut oder schlecht ist, sondern die Einstellung und die Haltung. Und die ist in Porayar eine grundoptimistische und positive – so mein Fazit der Reise.