Bruder Ansgar: Afrika nach Corona

Mrz. 2020

Als Missionsarzt und Chefarzt des St. Joseph’s Hospital in Peramiho war Bruder Ansgar viele Jahre in Tansania und begleitete dort das erste Stiftungsprojekt: den Bau der Kinderkrankenstation. Heute leitet der 68-Jährige den Vier-Türme-Verlag der Abtei Münsterschwarzach. Als Mediziner setzt er sich intensiv mit dem Corona-Virus auseinander – und vergleicht die Situation hier mit der in Ostafrika.

Bruder Ansgar, wie beurteilen Sie als Arzt die aktuelle Corona-Krise, hier und in Afrika?

Die Verbreitung der Infizierten hierzulande nimmt viel schneller zu als gedacht, und inzwischen sind auch jüngere Leute zunehmend betroffen. Was es uns schwer macht: Wir haben in Deutschland so gut wie keine Erfahrungen mit Epidemien und können nicht auf frühere Erfahrungen aufbauen, wie es beispielsweise in vielen afrikanischen Ländern der Fall ist. Meiner Meinung nach müssten wir organisatorische Dinge besser in den Griff kriegen. Wir setzen unsere Energien und Potenziale oft falsch ein: In Deutschland betreiben wir eine Individualmedizin, die sehr viele Ressourcen und Mittel beansprucht. In Afrika sehen wir hingegen, dass mit geringeren Mitteln mehr erreicht wird.

Sind afrikanische Länder besser vorbereitet auf Corona?

Aufgrund ihrer Erfahrungen mit Cholera oder Ebola verstehen Länder wie Uganda oder Ruanda mehr von Epidemien. Uganda beispielsweise hatte auch Fälle von Ebola, konnte aber durch die ergriffenen Maßnahmen wie routinemäßiges Fiebermessen an

der Grenze eine großflächige Ausbreitung verhindern. Und Ruanda hat vor zwanzig Jahren die Cholera-Epidemie, die mit der Fluchtbewegung ins Land kam, gut überstanden. Diese Länder sind sehr gut organisiert in der Bekämpfung von Epidemien.

Den offiziellen Zahlen zufolge gibt es in Afrika viel weniger Infizierte als bei uns. Warum sind die Menschen dort weniger von Corona betroffen?

Es gibt Überlegungen, dass sich das Virus in tropischen Ländern wegen der Hitze nicht so schnell ausbreitet. Das ist jedoch noch nicht erwiesen. Es ist vielleicht auch mehr eine Hoffnung! Ein Grund für die langsamere Ausbreitung ist sicher, dass die Menschen in ländlichen Gegenden nicht so viel unterwegs sind wie bei uns. Das grenzt schon mal die Übertragungsmöglichkeiten ein. Dann ist in Ostafrika mehr als die Hälfte der Bevölkerung jünger als 18 Jahre und zählt damit nicht zur Hochrisikogruppe. Außerdem sind bei Afrikanern die Immunglobuline im Blut extrem hoch – vermutlich, weil sie in ihrer Kindheit viele Infektionen überstehen mussten. Das ist vielleicht mit ein Grund, warum es in Afrika keine so schweren Grippe-Erkrankungen wie bei uns. Und deshalb könnte die Bevölkerung dort auch besser vor einer Corona-Infektion geschützt sein. Ein mögliches Bedrohungsszenario sehe ich jedoch: In Tansania sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung mit HIV infiziert, das sind 2,5 Millionen Menschen in Tansania. Wegen ihrer Immunschwäche sind sie auf den Corona-Virus möglicherweise besonders anfällig. Zwar gibt es bisher keine Untersuchungen auf diesem Gebiet. Es wäre aber denkbar, dass es in dieser Bevölkerungsgruppe die meisten Todesfälle geben wird.

Sie sind immer noch offiziell Direktor des Krankenhauses in Peramiho. Wie oft sind Sie in Tansania und wie ist die Lage dort in Zeiten von Corona?

Ich bin zwei Mal im Jahr vor Ort und stehe auch sonst in engem Kontakt mit den Ärzten dort. Der Betrieb im St. Joseph’s Hospital läuft regulär weiter, aber man bereitet sich vor. So werden im Krankenhaus bereits Zimmer für mögliche Corona-Fälle bereitgestellt. Natürlich ergreift die Regierung auch Maßnahmen, um die Ausbreitung zu verhindern. So wurde zum Beispiel der Fußball-Cup, den ich gestiftet habe, der Ansgar-Cup, von der Regierung abgesagt.

Und wie wirkt sich das Virus auf die PATRIZIA Children Center in Tansania aus?

Da kann ich Entwarnung geben, denn die Kinder bekommen so gut wie keine Symptome, selbst wenn sie das Virus in sich tragen. Es gab auch noch keine Todesfälle von Kindern. Dennoch werden auch in Tansania Schulen geschlossen. Dabei geht es jedoch nicht darum, die Kinder zu schützen, sondern deren Eltern bzw. die Gesellschaft. Denn als Träger der Viren können die Kinder andere natürlich auch anstecken.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, die das Virus langfristig mit sich bringen wird?

Das sind ganz klar die wirtschaftlichen Folgen. Und diese werden die armen Länder noch viel stärker treffen als uns – auch wenn sie selbst weniger Infizierte haben. Vor allem durch Einbußen im Tourismus werden viele Länder stark leiden. Tansania ist bereits wirtschaftlich erfasst. Die Inlandsflüge wurden wegen Mangels an Passagieren eingestellt. Man macht sich Sorgen, ob die Medikamentenversorgung aufrechterhalten bleibt. Das ist wegen Produktionsausfällen in Indien und China möglich. Außerdem sind Transporte ebenfalls reduziert.

Bruder Ansgar: Arzt, Missionar, Verlagsleiter – und Stiftungsbeirat

Der studierte Mediziner war 16 Jahre lang als Missionar und Arzt in Afrika, von 1987 bis 2003. In Tansania leitete er das St. Joseph’s Hospital in Peramiho im Südwesten des Landes. Dort entstand 2002 mit der Kinderkrankenstation auch das erste Projekt der PATRIZIA Children Foundation. Bruder Ansgar begleitete die Konzeption und den Ausbau des PATRIZIA Children Hospital Peramiho von Anfang an. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland betreute er als Missionsprokurator die internationalen Projekte der Benediktiner in St. Ottilien. 2019 übernahm er die Leitung des Vier-Türme-Verlags der Abtei Münsterschwarzach. Seit vier Jahren steht er als Mitglied im Stiftungsbeirat der PATRIZIA Children Foundation beratend zur Seite.

Bildungsbotschafter Mario Götze erklärt zum Auftakt der Kampagne mit dem Herzensprojekt im ostindischen Muniguda: “Bildung ist für mich ein Weg, um die Welt zu einem gerechteren Ort zu machen. Diesen Grundsatz habe ich von Klein auf mitgegeben bekommen. Eine gute Bildung eröffnet Möglichkeiten, sein Leben selbst zu gestalten. Mit einem besseren Zugang zu Bildung nähern wir uns dem Ziel, gleiche Chancen für jede und jeden zu bieten“, eine Überzeugung, mit der Mario Götze die Bedeutung der Kampagne unterstreicht. Die geplanten Erweiterungen umfassen den Bau von Sanitäreinrichtungen, zehn neuen Klassenräumen, drei naturwissenschaftlichen Räumen, einer Bibliothek und einem Computerraum. Durch diese Maßnahmen kann die Stiftung rund 1.000 benachteiligte jungen Menschen in der Region Bildung zugänglich machen und insbesondere Mädchen damit eine Alternative zur frühen Verheiratung bieten. Oberbürgermeisterin Eva Weber erweitert den Bildungsbegriff zudem: „Bildung ist für mich der Schlüssel für ein gelingendes Leben. Und zwar für alle: Denn Bildung ist ein lebenslanger Prozess, der nicht mit dem Schulabschluss endet, sondern bis in hohe Alter stattfindet.“

Neben Oberbürgermeisterin Eva Weber und dem Fußballspieler Mario Götze haben weitere herausragende Augsburger Persönlichkeiten und Repräsentanten des öffentlichen Lebens ihre Unterstützung für die Initiative kundgetan. André Bücke, Intendant des Staatstheaters Augsburg, Halil Altintop, ehemaliger FCA-Spieler und Jugendtrainer beim FC Bayern München, Gordon Rohrmeier, Präsident der Technischen Hochschule Augsburg, Sandra Peetz-Rauch, Vorständin der Stadtsparkasse Augsburg, Prof. Dr. Stephan Vogt, Ärztlicher Direktor der Hessing-Stiftung und die Unternehmerin Ramona Meinzer engagieren sich leidenschaftlich für die Bildungsinitiative aus Augsburg. Auch Personen aus unterschiedlichen Berufsfeldern zeigen ihre Unterstützung, darunter Bianca Uhl, Marktfrau vom Stadtmarkt Augsburg, Wolfgang Fratz, Rechtsanwalt der Kanzlei Sonntag & Partner, Masterstudentin und syrischer Flüchtling Shereen Diko, der Augsburger Journalist Christian Ort oder Katharina Ulbrich, Reinigungsfachkraft im Augsburger PATRIZIA-Büro. Mit ihrer Teilnahme möchten die Unterstützer sowohl das lokale als auch das internationale Interesse der Bildungsakzente der `Hearts4Change´-Kampagne in den Fokus rücken. 

Die PATRIZIA Foundation ruft mit ihren Plakaten in Augsburg, in den Sozialen Netzwerken und mit Flyern dazu auf, sich aktiv an der Kampagne zu beteiligen. Das Engagement für mehr Bildung soll durch Spenden und das Teilen der Kampagne in den Sozialen Medien mit dem Hashtag #Hearts4Change eine breite Wirkung entfalten.

Weitere Informationen sind verfügbar unter

www.patrizia.foundation/hearts-for-change. 

Hintergrundinformationen zur PATRIZIA Foundation:

Die PATRIZIA Foundation wurde 1999 von Wolfgang Egger gegründet. Ziel der Stiftung ist es, weltweit möglichst vielen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu hochwertiger Bildung, Gesundheitsversorgung und Fürsorge zu ermöglichen und ihnen somit zu einem freien und selbstbestimmten Leben zu verhelfen. In den Bildungsprojekten, die mindestens 25 Jahre begleitet werden, schafft die Stiftung mit ihren KinderHäusern analoge und digitale Bildungsinfrastrukturen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. In den bisher 25 Jahren, in denen die Stiftung inzwischen aktiv ist, wurden weltweit bereits 23 KinderHaus-Projekte auf vier Kontinenten eröffnet. Zum Beginn des 25-jährigen Jubiläumsjahr im Jahr 2024 startet die PATRIZIA Foundation gemeinsam mit der Augsburger Kanzlei Sonntag & Partner ein neues KinderHaus-Projekt in Benin. Getreu dem Leitsatz „Building Better Futures“ realisiert die PATRIZIA Foundation immer gemeinsam mit lokalen Partnern den Aufbau und langfristigen Betrieb von Schulen, Ausbildungsstätten, Kinderkrankenhäusern und Wohnunterkünften zur Entwicklung nachhaltiger gesellschaftlicher Strukturen. Die Stiftung garantiert, dass die gesammelten Spenden zu 100 Prozent in die KinderHaus-Projekte fließen, und den benachteiligten Kindern und Jugendlichen zugutekommen.